PAT ROSENMEIER

 

shut your eyes and see

„ … worauf es ihm ankommt, ist das Entstehen- und das Verschwinden-Lassen, das Auftauchen und das Untergehen-Lassen von Form, der Übergang, das Fließende, das dauernde Werden und Vergehen der Formen im Gegensatz zur bestimmten Begrenzung und Fixierung von Innen her. Die Linie wird damit nicht nur direkt, sondern auch indirekt unfassbar.“ Was Max Raphael hier über die Malerei von Goya und Frans Hals geschrieben hat, gilt auch für mich. Malen als ständiges modellieren mit der Farbe. Ich male mit sehr nasser Acrylfarbe, die Leinwand liegt auf dem Boden, der Abstand zum Bild ist die Armlänge. In diesem Zustand treffe ich meine Entscheidungen. Aufhören oder Weitermalen. Wenn das Bild abgetrocknet ist, sieht es anders aus. Je geringer die Kontraste der Farben sind, umso weniger lassen sich die Ergebnisse vorhersagen. Ich lasse mich überraschen oder inspirieren, Stellen zu überarbeiten. Bei den schwarzen Bildern ist die Überraschung, aber auch das Risiko am größten. Man malt zuzusagen im Niemandsland der Unsichtbarkeit. Mit jeder Schicht nimmt die Nuancierung zu und die Sichtbarkeit ab. Jetzt geht das Spiel erst richtig los. Bis dahin ist alles nur Routine und Technik. Jetzt müssen die riskanten Entscheidungen getroffen werden. Manchmal jammern mich Bildstellen an, weiter zu arbeiten. Manchmal wird dann über Nacht aus einem diffusen Farbsee ein tänzelnder Labrador mit großen schwarzen Augen, wie von Rembrandt. Manchmal hilft nur noch abspannen. Schwarz gibt dir immer eine Chance.

Statement für den Ausstellungskatalog „back to black“ kestnergesellschaft 2008